Buchdrucker

Vom Buchdruck

Darstellung des Buchdruckerhandwerks 1568

Buchdrucker – das ist ursprünglich die kollektive Bezeichnung der Berufe, die sich unmittelbar aus der Erfindung des auf beweglichen Lettern beruhenden Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, etwa um 1440, entwickelt haben. Die wirtschaftliche Nutzung dieser Erfindung bedingte Arbeitsteilung im industriellen Sinne – Herstellung der Lettern durch den Schriftgießer, der Druckform durch den Schriftsetzer, des Drucks durch den Drucker und des Einbands durch den Buchbinder – bereits zu einer Zeit, als das ökonomische Umfeld noch rein handwerklich ausgerichtet war.

Der industrielle Charakter der Erfindung Gutenbergs

Wenn man von wenigen frühen „Bücherfabriken“ absieht, die Gießerei und Setzerei, Druckerei, Buchbinderei und Buchhandel unter einem Dach und in einer Hand vereinigten (z. B. Anton Koberger Anfang des 16. Jahrhunderts in Nürnberg), so ergab sich in der Regel eine Teilung des Gewerbes in Schriftgießereien, Druckereien, Buchbindereien, also in Betriebsformen, die im wesentlichen handwerklich ausgerichtet und geführt wurden. Der industrielle Charakter der Erfindung Gutenbergs wurde dadurch über Jahrhunderte verdeckt. Die Lage der Gehilfen in Buchdruckereien war nie mit der Stellung von anderen Handwerksgesellen gleichzusetzen.

Die Einrichtung einer Druckerei war immer kostenintensiv, und so hatten nur wenige die Möglichkeit, sich selbständig zu machen und damit „Prinzipal“ zu werden, wie die Besitzer von Buchdruckproduktionsstätten noch bis in das 20. Jahrhundert hinein genannt wurden. Es entstand eine Schicht abhängig Beschäftigter, die sich wegen der dem Beruf eigenen Belesenheit eines hohen gesellschaftlichen Ansehens erfreuten. Sie wurden zu einer Zeit mit „Herr“ angesprochen, als dieser Titel unselbständig Tätigen keineswegs zugestanden wurde. Sie hatten sogar das Privileg, einen Degen tragen zu dürfen.

Erste Formen der Interessenvertretung

Das öffentliche Ansehen der Buchdrucker stand oft genug im Widerspruch zu ihrer tatsächlichen Lage, zu ihren Löhnen und Arbeitsbedingungen, die sie schon früh durch kollektive Maßnahmen und solidarische Durchsetzungsstrategien zu verbessern suchten. Erste Streiks gab es bereits im 16.Jahrhundert. Sehr früh wurden auch Unterstützungseinrichtungen für in Not geratene Buchdrucker eingerichtet, die sie entweder gemeinsam mit den Arbeitgebern, ihren Meistem, verwalteten oder auch in Selbstverwaltung betrieben. Darüber hinaus entstanden Institutionen zur weitgehend paritätischen Regulierung aller mit dem Druckereigewerbe verbundenen Angelegenheiten, auch „Postulat“ genannt. Diese wurden Ende des 18. Jahrhunderts verboten. Bestehende Ordnungen über Lohn und Arbeitszeit wurden aufgehoben, die Mitbestimmungsrechte der Gehilfen beseitigt. Die Unterstützungskassen kamen damit unter die alleinige Verfügungsgewalt der Meister. Arbeitslosigkeit, übermäßiges Heranziehen von Lehrlingen („Lehrlingszüchterei“), gegenseitige Preisunterbietungen, die gern als „Schleuderkonkurrenz“ bezeichnet wurden, hatten für die Gehilfen, die Drucker und Schriftsetzer, verheerende Folgen.

Den Missbrauch von Maschinen anprangern

Die allgemeine industrielle Revolution des 19.Jahrhunderts löste auch die Buchdruckerei endgültig aus ihrem handwerklichen Umfeld. Mit jedem Einsatz der von Friedrich Koenig erfundenen Doppelschnellpresse (1814 erstmals für die Londoner „Times“ installiert) wurden acht Handpressendrucker brotlos. Die Bedienung der Maschine konnte im Anfangsstadium ihrer Entwicklung, wie es der Hersteller formulierte, durch einen Schlosser und einige junge Hilfskräfte ausgeführt werden, was neben dem Produktivitätsfortschritt auch eine Senkung der Lohnkosten pro Beschäftigten in Aussicht stellte. Viele Betriebe scheuten sich nicht, davon Gebrauch zu machen. In Frankreich und England führte der rigorose Einsatz dieser Pressen zu Maschinenstürmereien, die auch Auswirkungen auf Deutschland hatten. Hier verlief die Entwicklung allerdings gemäßigter.

Durch die gute Kommunikation untereinander, die durch die Wanderschaft der Gehilfen in revolutionären Zeiten ebenso funktionierte wie in Zeiten erhöhter politischer Repression, setzte sich dann bei ihnen die Erkenntnis durch, „nicht den Gebrauch, sondern den Missbrauch von Maschinen anzuprangern“.


(aus:Gestern Heute Morgen)

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Druckerei – Museen